Die ganz frühen Boule-Kugeln

Bis 1966 wurde Petanque nur als Trippelte gespielt – Die Kugeln waren nur im Doppelpack erhältlich

Mit welchen Kugeln wurde früher Boule gespielt? Was waren die alten Marken, welche gibt es heute noch? Hier geht’s in die Vergangenheit. 

Südfrankreich, wir schreiben das Jahr 1900. Kugelspiele sind sehr beliebt, sie heißen Jeu Provencale oder Boule Lyonaise. Das Petanque, wie wir es heute kennen, wird erst 1910 erfunden.

Man spielt mit Kugeln aus Holz, doch die sind sehr empfindlich, jeder Volltreffer hinterlässt Spuren. Also schlägt man Nägel rein, damit die Kugeln mehr Wumms kriegen und mehr aushalten. Entweder macht man das selbst oder überlässt es dem Dorfschmied, denn Fabriken für Boule-Kugeln gibt es noch nicht.

 

Die erste Manufaktur

Das ändert sich 1904. Der Elsässer Felix Rofritsch gründet in der Rue des Fabres in Marseille die erste Manufaktur von Kugeln für das Jeu Provencale und später auch Petanque. Der Zeit entsprechend, sind das zunächst Holzkugeln, die mit Nägeln verstärkt waren. Der Name des jungen Betriebs: La Boule Bleue.

Boule-Kugeln von Boule Bleue – erkennbar an den auffälligen Riffelungen

Erst 1947 stieg Boule Bleue auf die Produktion von Turnierkugeln aus Karbonstahl um. Noch heute befindet sich das Unternehmen im Besitz der Gründerfamilie Rofritsch. Im Programm sind nur noch hochwertige Turnierkugeln, die auf unseren Boule-Plätzen recht häufig gespielt werden. Die Besonderheit: Die Kugeln von Boule Bleue sind in über 40 Riffelungen erhältlich und damit beim Spiel besonders leicht zu erkennen.

Weitere Infos: https://www.laboulebleue.fr/

 

Ein fast vergessener Pionier

Die ersten Boule-Kugeln aus Metall wurden von Paul Courteu aus Lyon hergestellt, dem Gründer von Boule Integrale. In den 1920ern verwendete er eine Legierung aus Kupfer und Aluminium, die 1925 von der Union Nationale des Fédérations de Boules zum Wettkampf zugelassen wurde.

Mit Karbonstahlkugeln von Integrale gewann der Star-Spieler Philippe Quintais 1988 die französische Petanque-Meisterschaft. Das 21. Jahrhundert begann jedoch mit finanziellen Schwierigkeiten für das Unternehmen, und 2003 übernahm eine Gruppe von Investoren aus Lyon den Betrieb. 2010 ging Integrale insolvent und wurde am 28. März 2012 mangels Masse liquidiert.

Im deutschen Handel war von Integrale zuletzt nur noch die superweiche Messingkugel „As de Carreau“ erhältlich, die wegen ihres Laufgeräusches die „Klingelkugel“ genannt wurde. Sie wurde bei uns zum letzten Mal um 2018 angeboten.

 

Produktive Nachbarschaft

Die Metallkugeln von Integrale inspirierten auch den Schlosser Jean Blanc und den Büchsenmacher Louis Tarchier, beide aus Saint-Bonnet-le-Château, einem Ort mit rund 1.800 Einwohnern an der Loire.

Blanc und Tarchier schmiedeten um 1927 die ersten reinen Stahlkugeln zum Boule-Spiel. Jean Blanc ließ sein Verfahren patentieren und meldete den Betrieb als „JB“ an, die Initialen seines Namens. Die erste Stahlkugel von JB war die JB Perfect Inox, in die XJBX eingraviert war, und eine der erfolgreichsten Boule-Kugeln der damaligen Zeit.

Als Jean Blanc 1933 mit 58 starb, übernahm Jean Deville den Betrieb und bot die Kugeln weiterhin unter der Marke “JB” an. 1993 wurde JB von Obut aus dem gleichen Ort (gründet 1955) übernommen, die Kugeln von JB weiter produziert und vermarktet, bevor die Produktion 2010 eingestellt wurde. Das endgültige Ende von JB kam 2012.

 

Einst ein ganz großer Name

Mit JB ist auch die Marke ELTE eng verbunden. Sie wurde 1930 von Louis Tarchier gegründet, der ja schon mit seinem Nachbarn Jean Blanc „JB“ gegründet hatte.

Louis Tarchier vertrieb seine Kugeln als “LT” oder „ELTÉ“ über La Boule Intégrale aus Lyon. Altersbedingt übergab er seine Werkstatt an Schwiegersohn Maurice Crozet, der seine eigene Marke “MC” eintragen ließ. 1984 wurde MC von Obut übernommen und als ELTE wiederbelebt.

 

Weiterlesen: Einer schluckt sie (fast) alle

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