Kategorien
Marseille Reise Turniere

Die Hauptstadt des Pétanque

Wenn es eine Hauptstadt des Pétanque gibt, dann liegt sie an der Cote d’Azur: Marseille. Mit rund 870.000 Einwohnern ist die Stadt ein dynamischer Wirtschafts-Standort, geprägt von ihrem Hafen, Start-ups und Industrie. Einst berüchtigt für seine raue Kriminalität, erlebt Marseille heute eine intensive Gentrifizierung, die alteingesessene Bewohner aus dem Zentrum in die nördlichen, wirtschaftlich benachteiligten Viertel verdrängt.

Keine andere Stadt ist so eng mit Petanque verbunden wie die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Hier sind fünf Belege:

1. La Marseillaise à Pétanque – Größtes Pétanque-Turnier der Welt

Einmal im Jahr verwandelt sich Marseille in das Mekka des Pétanque. „La Marseillaise à Pétanque“ im Juli ist das größte Turnier der Welt und findet seit 1962 statt. Hier treten über 14.000 Spielende im Triplette (2025) gegeneinander an – aus allen Regionen Frankreichs und aus dem Ausland.

Das mehrtägige Groß-Ereignis wird landesweit von „France 3“ im Fernsehen übertragen und zieht hundert-tausende Zuschauer an. Der Mittelpunkt ist der weitläufige Parc Borély, wo auf über 100 Spielfeldern gleichzeitig geworfen, geschossen und gemessen wird.

2. Paul Ricard (1909 bis 1997) 

Der Unternehmer und Maler stammt aus Marseille. Als echter Südfranzose liebte Paul Ricard das Boule-Spiel und organisierte 1952 die erste „La Marseillaise à Pétanque“. Paul Ricard war der Erfinder des weltweit bekannten Pastis Ricard, der heute auf vielen Boule-Plätzen getrunken wird. 1975 fusionierte das Unternehmen mit Pernod, dem größten Rivalen, zur heutigen Pernod Ricard Gruppe – einem der größten Spirituosen-Konzerne der Welt.

1970 eröffnete Ricard die Rennstrecke Circuit Paul Ricard auf einem Hochplateau 40 km östlich von Marseille. Der Rundkurs galt als eine der modernsten seiner Zeit. Nach einer Pause kehrte 2018 sogar die Formel 1 zurück.

3. La Ciotat – Geburtsort des Pétanque

Wenige Kilometer südöstlich von Marseille liegt La Ciotat (38.000 Einwohner). Die charmante Hafenstadt gilt als die Wiege des heutigen Pétanque. Das erste Petanque-Spiel wurde 1910 dokumentiert.

Der Name „Pétanque“ leitet sich vom provencalischen „pès tancats“ ab, was so viel bedeutet wie „Füße berühren den Boden“. Die Regeln des neuen Spiels, das aus früheren Boule-Formen wie „Jeu Provençal“ hervorging, sehen vor, dass der Werfer beide Füße in einem Wurfkreis fixieren muss – und nicht mit Anlauf wirft.

4. Boule Bleue – Älteste Kugel-Fabrik des Landes

Seit 1904 stellt La Boule Bleue in Marseille Boule-Kugeln her, seit 1947 nur noch aus Stahl. Das Unternehmen gehört heute in vierter Generation der Familie Rofritsch, deren Gründer Felix Rofritsch aus dem Elsass stammte. La Boule Bleue ist damit der älteste noch aktive Hersteller weltweit – und mit ihrer traditioneller Produktion in den Stückzahlen deutlich hinter Obut mit seiner Roboter-Fabrik.

Die Kugeln von Boule Bleue sind weltweit gefragt, nicht nur wegen der Handarbeit, sondern auch wegen der vielen Gravuren, exakt abgestimmten Härtegrade und großen Modell-Vielfalt. In Marseille kann man die Werkstatt besichtigen und sich persönliche Kugeln anfertigen lassen.

Screenshot

5. ODK – Die neuen Boule-Kugeln

Eine weitere Marke aus Marseille sind Boule-Kugeln von ODK (Oddeka). Das Unternehmen wurde im Oktober 2020 ins Handelsregister von Marseille eingetragen und ist seit Mai 2021 aktiv auf dem Markt. Laut Hersteller werden die ODK‑Kugeln aus französischem Stahl und zu 100 % in Frankreich hergestellt.

ODK betreibt auch das Boule-Fachgeschäft Pétanque Longue im 15. Arrondissement von Marseille (19, Rue villa Oddo).

Daten, Fakten, Superlative

Thema Zahl / Fakt
Einwohner Marseille ca. 870.000
Erstes Pétanque-Spiel 1910, La Ciotat
Größtes Turnier La Marseillaise à Pétanque
Gegründet von Paul Ricard
Teilnehmer La Marseillaise bis zu 15.000
Ältester Kugelhersteller Boule Bleue (seit 1904)
Jüngster Hersteller ODK
Anzahl Boule-Plätze in Marseille Über 1.000
Besucher La Marseillaise ca. 150.000 pro Jahr
Medienbericht France 3, La Marseillaise, Pétanque Magazine

Fotos: Marseille Tourist Office and Convention Bureau, ODK (Oddeka)

Zum Start

Kategorien
Reise

Wie wurde Thailand so stark?

Frankreich gilt als die Wiege des Pétanque – erfunden 1907. Der Kugelsport ist dort tief verwurzelt: In kaum einem anderen Land prägen so viele Weltklasse-Spieler, Profi-Teams und riesige Turniere die Szene. 

Thailand dagegen überrascht: Das Land zählt heute zu den stärksten Pétanque-Nationen der Welt. Anders als in Frankreich ist dort nicht die Tradition, sondern der gezielte staatliche Aufbau entscheidend.

Seit den 1980er Jahren wird Pétanque in Thailand professionell gefördert – besonders im Jugend- und Frauenbereich. Schulen, Sport-Hochschulen und sogar das Militär unterstützen Talente systematisch.

Die Unterschiede

  • In Frankreich ist Pétanque kulturell tief verankert, in der Freizeit wie im Sport – getragen von Tradition und Leidenschaft.
  • In Thailand ist Pétanque vor allem ein Erfolgs-Projekt staatlicher Förderung – strategisch aufgebaut und sportlich effektiv.

Von Frankreich nach Thailand

Den Grundstein für Thailands Pétanque-Erfolg legte Prinzessin Srinagarindra. Sie lernte Pétanque in den 1940er-Jahren während ihres Aufenthalts in der Schweiz und Frankreich kennen und lieben. Sie brachte das Spiel nach Thailand und unterstützte aktiv die Verbreitung und Organisation des Sports.

Seit 1984 ist Pétanque in Thailand offiziell als Sportart anerkannt. Seither fördert der Staat gezielt Talente und Strukturen – über den nationalen Pétanque-Verband und in enger Abstimmung mit dem Sport-Ministerium. Das Ziel: Internationale Medaillen und Weltmeister-Titel.

Training und Talente

In Bangkok entstand ein Nationales Trainings-Zentrum für Pétanque – mit hauptamtlichen Trainern, medizinischer Betreuung und klaren Kader-Strukturen. Schüler und Studierende mit Talent erhalten Sport-Stipendien, um sich gezielt auf eine Karriere im Pétanque vorzubereiten.

Auch an mehreren Hochschulen ist Pétanque als Sport fest verankert – ähnlich wie in Frankreich an den „Pôles Espoirs“. Das Spiel mit der Kugel ist in Thailand kein Pausen-Füller, sondern Ausbildungs-Inhalt.

Was anderswo ein Hobby ist, kann in Thailand zu einem Beruf führen: Erfolgreiche National-Spieler erhalten Prämien, gelegentlich Job-Angebote im öffentlichen Dienst – bei der Armee, der Polizei oder im kommunalen Sport. Pétanque ist damit ein Teil des Leistungs-Sports geworden, mit festem Training, Kadern und Leistungs-Nachweisen.

„Made in Thailand“

In Thailand werden auch hochwertige Boule-Kugeln produziert, die vom Weltverband FIPJP zum Turnier zugelassen sind. Dazu gehören die Marken Marathon und La Franc, beide „Made in Thailand“. La Franc ist dabei nicht nur eine eigene Marke, sondern auch Hersteller der Geologic– und Koodza-Kugeln von Decathlon. Diese Kugeln bieten ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, auch wenn Marathon hierzulande nicht erhältlich sind.

Zum Start

Kategorien
Boule-Plätze Marseille Reise

Wo alles begann: La Ciotat

Für Pétanque-Spielende hat das südfranzösische Hafen-Städtchen La Ciotat einen magischen Klang: Etwa 20 km östlich von Marseille gelegen, entstand hier 1910 das heutige Pétanque, die Abwandlung eines uralten Kugelspiels.

Beim traditionellen Jeu Provençal nimmt man drei Schritte Anlauf und wirft aus der Bewegung auf 16 m bis 25 m. Das ist körperlich anspruchsvoll und setzt eine gute Mobilität voraus. 

Die Wende kam 1910: Jules Le Noir, ein langjähriger  und begeisterter Spieler, litt an Rheuma und brauchte einen Rollstuhl. Sein Freund und Café-Besitzer Ernest Pitiot hatte die zündende Idee: „Lasst uns ein Spiel erfinden, bei dem man aus dem Stand spielt, also ohne Anlauf!“

Einfach, aber ein Volltreffer!

Ernest zeichnete einen Kreis auf den Boden, aus dem heraus geworfen wurde. Statt Anlauf zu nehmen, standen die Spieler mit beiden Füßen im Kreis. Die provencalische Redewendung „pè tanca“ bedeutet so viel wie „die Füße berühren Boden“, daraus entstand der Name Pétanque.

Das heutige „Boulodrome Jules Le Noir“ an der „Avenue de la Pétanque“ gilt als Wiege des Petanque. Der Boule-Platz liegt jedoch nicht in der Ortsmitte von La Ciotat, das musste Harald Ehm feststellen, Vorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) in Rehau, Hochfranken.

Etwa 900 m nordöstlich vom Alten Hafen („Vieux Port“) in La Ciotat fanden Harald und seine Frau Gabi das Boulodrome mit seinen 2.000 qm, von dem das Klacken der Kugeln schon von weitem zu hören ist. Nur noch eine Bahn ist dem ursprünglichen Jeu Provençal vorbehalten. „Du wirst hier schnell als Deutscher erkannt“, erinnert sich Harald. „Aber es kann schwierig werden, den provencalischen Dialekt zu verstehen.“

An der Wiege des Petanque

Das Boulodrome „La Boule étoilée“ am Café der Brüder Pitiot war bereits 1907 in Betrieb, doch es wurde zu Beginn der 1990er Jahre geschlossen. 1998 gründete Vincent Négro die heutige „Association Jules Le Noir“, um den Ort und die Tradition des Pétanque in La Ciotat neu zu beleben. 

Seitdem hat sich das Boulodrome als Treffpunkt für alle etabliert, täglich ab 14 Uhr und mit dem „Berceau de la Pétanque“ für eine kurze Pause. „In der Bar gibt’s auch eine Vitrine mit ganz alten Boule-Kugeln,“ so Harald Ehm, „die wir hierzulande kaum zu sehen kriegen.“

Auf Initiative seiner DFG wurde im oberfränkischen Rehau ein einladendes Boulodrome am Freibad des Ortes gebaut. In Rehau wird daher mit Begeisterung Petanque gespielt, und Mitglieder der DFG haben schon mehrmals am Hofgartenturnier in München und anderen Turnieren teilgenommen.

Fotos: Harald Ehm, Deutsch-Französische Gesellschaft Rehau

Zum Start

Kategorien
Boule-Plätze Petanca Reise

Boule auf den Kanarischen Inseln

Endlich haben wir uns diesen Urlaub gegönnt: Eine Kreuzfahrt mit „Mein Schiff 1“ rund um die Kanaren, Endpunkt und Ziel ist Las Palmas auf Gran Canaria.

Unser Schiff wurde 2018 vom Stapel gelassen, hat eine Länge von etwa 316 Metern und fasst über 2.800 Passagiere. Es bietet eine ganze Welt auf 15 Decks mit Unterhaltung, Fitness und Gastronomie.

Arrecife auf Lanzarote

Unser Schiff geht auch bei Lanzarote vor Anker, die nordöstlichste der acht bewohnten Kanarischen Inseln, rund 140 km von Marokko und 1.000 km von Spanien entfernt. Wir sehen uns in der Insel-Hauptstadt Arrecife um, hier wohnt mit 64.000 Einwohnern knapp die Hälfte aller „Lanzaroteños“.

Arrecife ist kaum vom Touristen geprägt, denn die urlauben vor allem an den über 40 Badestränden der Insel. Das Stadtzentrum mit dem Rathaus und der Fußgängerzone grenzt direkt an den Atlantik.

Wir finden den „Club de Bolas y Petanca Timanfaya“ an der Calle Portugal in Arrecife. Der mehrmalige Inselmeister im Petanca betreibt dort eine Anlage mit zehn Bahnen mitten in der Stadt. Zu Fuß erreichen wir die Anlage in etwa 15 Minuten vom Hafen.

Weitere Infos: https://www.fcbolaypetanca.es/lanzarote/

Las Palmas auf Gran Canaria

Die „Federacion Canaria de Bola Canaria y Petanca“, also der kanarische Petanque-Verband, hat seinen Sitz im Zentrum der Inselhauptstadt Las Palmas. Die Anlage liegt in der Avenida Juan Rodriguez Dorestes, ganz nahe bei den drei Hafenbecken an der Ostseite der Insel.

Der Verband hat sechs Bahnen für Boule und Petanca und acht größere Bahnen für das lokale „Bola Canaria“.

Weitere Infos: https://www.facebook.com/fcbolaypetanca

Konfisziert!

Natürlich haben wir auf der Kreuzfahrt unsere eigenen Boule-Kugeln dabei. Tief im Koffer verstaut und nicht im Handgepäck.

Anders als beim „Traumschiff“, zu dem man im Taxi vorfahren kann, ist „Mein Schiff 1“ eine Hochsicherheits-Zone mit mehreren Kontrollen. Zuerst die Koffer einchecken, danach Passkontrolle, Handgepäck unters Röntgengerät und Ausstellung eines Bord-Ausweises mit Foto.

In der Kabine warten wir auf unsere Koffer, aber die lassen auf sich warten. Statt dessen ein Anruf der Bord-Security, man bittet uns zur Rezeption. Unsere Boule-Kugeln werden einbehalten, da zu gefährlich an Bord. Zum Landgang werden uns die Kugeln ausgehändigt, zurück an Bord müssen wir sie bis zum Endhafen wieder abgeben. 

Alles keine große Sache. Wir kommen wieder.

Kategorien
Petanca Reise

Petanque-Saison ohne Ende

Traumhaftes Wetter das ganze Jahr, endlose Strände und ein lockeres Leben. Das spanische Fuerteventura, die zweitgrößte Insel der Kanaren, wird deshalb oft als die „Insel des ewigen Frühlings“ bezeichnet.

Ist Fuerteventura auch ein Paradies für Petanque-Spieler? Was auf der Kanaren-Insel wirklich zählt, ist das Surfen. Kein Wunder, denn der Name bedeutet „Starke Winde“. Ungezählte Surf-Schulen gibt’s hier und der Strand ist vollgeparkt mit den Wohnmobilen der Surfer.

Was uns interessierte, waren aber die Kugel-Spiele. Wir fanden 3:

  • Petanca, das spanische Wort fürs französische Petanque
  • Bola Canaria, der Nationalsport der Kanaren
  • Bowls für die vielen englischen Touristen

Wenn es drei große Petanque-Nationen gibt, dann sind das Frankreich, Thailand und Spanien. Hier heißt das Spiel „Petanca“ und wird nach den Regeln des Weltverbandes FIPJP gespielt. Auch lokal hat Petanca einen organisierten Spielbetrieb, auf Fuerteventura gibt es mehrere Orte mit einem Verein. Die Clubs sind in einem Verband organisiert, es gibt Schiedsrichter und einen Ligabetrieb.

Bola Canaria ist der traditionelle kanarische Sport. Die Geschichte des Spiels ist nicht dokumentiert, angeblich stammt es aus Lanzarote, von wo es sich über die anderen kanarischen Inseln verbreitete.

Die Bolas Canarias sind schwerer und das Spielfeld größer als bei Petanca. Die Kugeln bestehen aus Holz oder Teig und haben einen Durchmesser von 90 bis 120 mm, sie wiegen 1 kg bis 1,2 kg. Ein Spiel geht bis 12 Punkte, die Anzahl der Kugeln beträgt 12 pro Team und wird unter den Spielern aufgeteilt, maximal 3 Kugeln pro Spieler. Normalerweise besteht ein Team aus 4 Spielern. Das Team, das zuerst zwei Siege erzielt, gewinnt. 

Wir hatten das Glück, ein Ligaspiel Bola Canaria zu beobachten. An der Kirche von Corralejo steht eine Bolas-Anlage mit acht beleuchteten Bahnen, wo das Spiel ausgetragen wurde.

Am Strand von Corralejo im Norden von Fuerteventura fanden wir auch einen Platz für Bowls, die englische Variante des Boule-Spiels. Hier spielten mehrere britische Gentlemen, und in der Ecke des Platzes gab es sogar eine Boule-Bahn. Die Platzgebühr für Bowls oder Petanque betrug 5 Euro pro Person (Stand Dez. 23), was uns aber zu teuer für eine Partie Petanque war.

Ein geeignetes Spielfeld für Petanque zu finden ist auf Fuerteventura nicht weiter schwierig. Wir fanden sogar einen Platz am Strand, gleich vor unserem Hotel: Völlig eben, bretthart und beleuchtet. Wer in Deutschland gerne Boule spielt, sollte seine Kugeln auf jeden Fall mit auf die Kanaren nehmen.

Weitere Infos: www.fcbolaypetanca.es

www.facebook.com/fcbolaypetanca/

Zum Start

Kategorien
Boule spielen Boule-Plätze Reise

Mit dem Fahrrad zum Boule-Platz

Begrüßung der Teilnehmenden beim „Würzburger Boule & Bike“. Foto (1): Privat

Wie man zwei beliebte Hobbies verbindet, zeigt der Boule-Club Würzburg mit seiner Reihe „Boule & Bike“. Die Teilnehmenden radeln durch die Landschaft am Main, und auf mehreren Boule-Plätzen rund um Würzburg finden Boule-Spiele statt.

Zum „Würzburger Boule & Bike“ melden sich zwei Spielende als Doublette an, die in zwei Turnier-Gruppen eingeteilt werden. Der Tag beginnt mit dem Treffen aller Teams, die mit eigenen Fahrrädern angereist sind, auf dem Boule-Platz im Würzburger Ringpark. Dort gibt die Turnierleitung die Tour-Unterlagen an die Teams aus.

Die Länge der Rad-Strecken beträgt zwischen 25 km und 50 km. Mit der Anmeldung haben die Mannschaften angegeben, welche Strecke sie sich zutrauen. Sollten die Teilnehmenden ihre Kondition überschätzen oder eine Panne haben, bringt sie ein Begleit-Fahrzeug zum nächsten Spielort. 

Bei Bedarf können sogar Ersatz-Fahrräder gestellt werden. Damit radeln die Teilnehmenden von Boule-Platz zu Boule-Platz rund um Würzburg. Auf den Plätzen werden Begegnungen mit Zeit-Limit gespielt, bewährt haben sich 50 Minuten plus zwei weitere Aufnahmen.

Werden nicht alle Startplätze mit radelnden Doublettes besetzt, halten sich heimische Spieler an den Spielorten bereit. Um den Heimvorteil auszugleichen, erhalten die radelnden Mannschaften jeweils einen Vorsprung. In der 1. Runde beträgt der Vorsprung einen Punkt, in jeder weiteren Runde wird ein weiterer Punkt hinzugefügt. In der 4. und letzten Spielrunde bekommt das radelnde Team somit einen Vorsprung von 4 Punkten.

Sind alle Begegnungen gespielt, radeln die Teams zurück zum Boule-Platz in Würzburg. Nachdem alle dort eingetroffen und die Abschluss-Tabellen erstellt sind, tragen die besten Mannschaften der beiden Turnier-Gruppen die Finales aus. Die Startgebühr wird als Sachpreise ausgeschüttet, darunter Gutscheine oder Werkzeuge fürs Fahrrad.

Zu dem Event sagte uns Volker Schmidt, Vorsitzender des Boule-Club Würzburg: „Boule & Bike ist ein Breitensport-Angebot für Freizeit- und Vereins-Spieler. Auch wenn es sich um ein Turnier mit Siegerinnen und Siegern handelt, stehen der Spaß, die Bewegung und die Begegnung im Vordergrund.“

Zum Start

Kategorien
Boule-Plätze Petanca Reise

Petanca auf Teneriffa

Wo spielt man Boule oder Petanque auf Teneriffa? Bei den Einheimischen heißt das Spiel Petanca. Wir haben uns im Süden der Insel etwas umgesehen.

Vulkane und Sandstrände in Gold bis Schwarz: Teneriffa ist die größte Insel der spanischen Kanaren. Da vor der Küste von Nordwest-Afrika gelegen, müssen deutsche Touristen hier die Uhr um eine Stunde zurückstellen.

Die meisten zieht es nach Los Cristianos und an die Playa de las Américas im Südwesten der Insel. Erster Eindruck: Die Böden um den schmalen Strand sind fast komplett versiegelt, freie Flächen fürs Boule-Spielen sind unmöglich zu finden.

Beim Hotel H10 Big Sur in Los Christianos fanden wir jedoch ein Boulodrome in erster Meereslinie (Foto oben). Dort spielt der „Los Hermanos Teneriffa Pétanque Club“ mit seinen Residenten aus Deutschland, England und Frankreich. 

Als wir sahen, wie dort gespielt wird, schwand unser Interesse. Wir haben nicht einmal gefragt, ob wir gegen eine Platzgebühr mitspielen durften. Zu schockierend, was auf diesem schönen Boule-Platz inszeniert wurde: Kaum ein Spieler konnte seine Kugeln richtig greifen und werfen – die meisten Boules waren auch nur arg ramponierte Freizeitkugeln.

Das war also nix.

Zum Glück gab’s Alternativen an der Costa Enramada, etwa 7 km westlich von Los Christianos. Am Meer liegt ein Naturstrand mit schwarzem Lavasand und groben Steinen. In der Nähe des ehemaligen Fischerdorfes La Caleta fanden wir ein trockenes Flussbett, das in der Landkarte als „Barranco de Agua“ bezeichnet wird, der spanische Ausdruck für „Wasserschlucht“. Hier finden sich Stellen ohne Gestrüpp und Steine, wo wir ungestörte Tete-Spiele austragen konnten.

Gleich neben dem „Canyon“ liegt die Kirche „Ermita San Sebastian“ (hinten rechts), ein Anlaufpunkt für Aussteiger, die hier mit Alk und Dope ihre Zeit totschlagen. Zwischen der Kirche und der ehemaligen Einsiedelei „Ermita de la Encarnation“ liegt ein großer unbenutzter Platz, auf dem wir ordentlich spielen konnten.

Das Fazit: Den Süden von Teneriffa muss man mögen, sonst mag man ihn nicht. Zu viel Beton, Asphalt und Qualitäts-Tourismus. Abseits des Strandes gibt’s aber viele, viele öde Flächen zum Boule-Spielen. Nur schwierig, dort Mitspieler zu finden.

Kurz: Mallorca ist lustiger

Zum Start

Kategorien
Boule-Plätze Reise

Boule im bayerischen Oberland

Axel Gillmann, Gründer des Petanque Club Nymphenburg in München, hat uns dieses Foto aus Ohlstadt geschickt. Der Ort im Kreis Garmisch gehört zur Tourismusregion „Das Blaue Land“.

Die Bezeichnung geht auf den Maler Franz Marc zurück, der damit die ganz besondere Farb- und Lichtstimmung zwischen Kochelsee und Staffelsee beschrieb. In der Region liegen auch die Petanque-Clubs von Kochel am See und Sindelsdorf.

Zum Start

Kategorien
Reise

Kugelspiele auf der Insel

Auch in England wird Petanque gespielt, gelegentlich „Boules“ genannt, allerdings nur als winziger Nischensport neben dem traditionellen „Bowls“.

Der englische Petanque-Verband zählt nach eigener Angabe über 2.200 Mitglieder in 177 Vereinen, davon sechs in Schottland. Das bedeutet eine Stärke von durchschnittlich 12 Spielenden pro Club, die in dem Verband „Petanque England“ (PE) organisiert sind. Die Zahl der gelegentlichen und nicht organisierten Spieler wird auf 30.000 geschätzt.

Der Ligabetrieb findet als „Nationals“ in 17 Regionen mit den gängigen Formationen statt. Bei den „Inter Regionals“ spielen je acht Mannschaften aus den 17 Regionen. Für viele Spieler ist die „Inter Regional Championship“ der alljährliche Höhepunkt der Saison.

Jedes Jahr findet auch der nationale „PE EuroCup“ statt, bei dem es um die Teilnahme beim EuroCup der CEP (Confédération de Européenne Pétanque) geht. Vorsitzender der CEP ist der Engländer Mike Pegg, der in seinem nationalen Verband auch das Schiedsrichterwesen leitet.

Klein gegen groß

Während Petanque erst 1907 erfunden wurde, hat England mit Bowls eine viel ältere Historie des Kugelsports. Der Legende nach war dem Seefahrer Sir Francis Drake am 2. Juli 1588 seine Partie „Bowls“ wichtiger als das Auslaufen gegen die spanische Armada.

Klingt cool, ist aber nicht ganz richtig. Tatsächlich waren Wind und Gezeiten zu ungünstig für ein sofortiges Auslaufen der Flotte.

Vor und nach dieser Anekdote erschwerten staatliche Verbote in England, das erste aus dem 14. Jahrhundert, die fröhlichen Wurfspiele. Dafür ging Frankreich mit Spielen wie Jeu Provencale, Boule Lyonnaise und später auch Petanque in Führung. 

Mit diesem bewegten Hintergund konnte sich Bowls in England schließlich festsetzen. Einige der aktuellen Regeln wurden 1849 in Schottland festgeschrieben, und schottische Auswanderer gründeten 1890 in Australien den ersten Bowls-Verband. 

Der heutige Dachverband Bowls England wurde 2008 gegründet und folgte auf die English Bowling Association von 1903. Heute gibt es für Bowls über 35 Regionalverbände mit mehr als 2.700 Vereinen und über organisierten 100.000 Spielenden. Dagegen verblasst sogar der Deutsche Petanque Verband (DPV) mit seinen rund 23.000 Mitgliedern.

Weitere Infos: 

www.petanque-england.uk

www.bowlsengland.com

Zum Start

Kategorien
Reise Turniere

Wo die spielen, knallt’s

Haben wir im Petanque bald eine neue Hochburg? Wer macht den Franzosen am meisten Druck? Ein kleines Land steht kurz vor dem Sprung an die Weltspitze.

Petanque-Spieler aus Thailand gelten als gefährliche Schießer

Das Königreich Thailand hat rund 70 Millionen Einwohner und liegt am Indischen Ozean und dem Pazifik. Die Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Bangkok. Doch wie wurde das Petanque aus Südfrankreich auch so weit in Fernost heimisch?

Ganz einfach: Zur Tradition der thailändischen Oberschicht gehört eine Ausbildung in Frankreich. So geschah es, dass eine Prinzessin während ihres Studiums in Paris dort das Boule-Spiel kennenlernte. Die Prinzessin war begeistert und führte später das Petanque in Thailand ein, zuerst in Schulen, dann beim Militär. So nahm das Spiel seinen Aufschwung. Die Königin selbst spielte aktiv bis ins hohe Alter.

In Deutschland gelten Spieler aus Fernost, die bei uns ihre Heimat gefunden haben, als Joker und Geheimwaffe. Besonders gefürchtet sind sie als gnadenlose Schießer. Aber nicht nur das: Unter der Leitung ihres charismatischen Coachs „Le Colonel“ landete Thailand bei der WM 2019 im spanischen Almeira auf dem zweiten Platz – nur eine Medaille hinter dem Sieger Frankreich.

Die Boule-Kugeln von „La Franc“ stammen aus Thailand

Es gibt aber nicht nur die Spieler. Ein junger Schuster aus Bangkok hatte eines Tages einen ausländischen Kunden, dessen defekten Fußball er reparieren sollte. Was ihm so gut gelang, dass er beschloss, selbst Fußbälle zu produzieren.

Die Fußbälle verkauften sich gut, und der Firmengründer weitete die Produktion auf andere Bälle aus. So entstand 1952 die Football Thai Factory, kurz FBT. Seit den frühen 60-ern bietet FBT auch Boule-Kugeln unter der Marke „La Franc“ an, sie wurden 1962 von der FFPJP für Petanque-Turniere  zugelassen. Heute produziert FBT auch Boule-Kugeln für die französische Sportkette Decathlon unter der Marke „Geologic“.

Kurz: Thailand verfügt über die kritische Masse, um im Petanque noch länger ganz oben mitzumischen.

Zur Startseite