Haben wir im Petanque bald eine neue Hochburg? Wer macht den Franzosen am meisten Druck? Ein kleines Land steht kurz vor dem Sprung an die Weltspitze.
Das Königreich Thailand hat rund 70 Millionen Einwohner und liegt am Indischen Ozean und dem Pazifik. Die Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Bangkok. Doch wie wurde das Petanque aus Südfrankreich auch so weit in Fernost heimisch?
Ganz einfach: Zur Tradition der thailändischen Oberschicht gehört eine Ausbildung in Frankreich. So geschah es, dass eine Prinzessin während ihres Studiums in Paris dort das Boule-Spiel kennenlernte. Die Prinzessin war begeistert und führte später das Petanque in Thailand ein, zuerst in Schulen, dann beim Militär. So nahm das Spiel seinen Aufschwung. Die Königin selbst spielte aktiv bis ins hohe Alter.
In Deutschland gelten Spieler aus Fernost, die bei uns ihre Heimat gefunden haben, als Joker und Geheimwaffe. Besonders gefürchtet sind sie als gnadenlose Schießer. Aber nicht nur das: Unter der Leitung ihres charismatischen Coachs „Le Colonel“ landete Thailand bei der WM 2019 im spanischen Almeira auf dem zweiten Platz – nur eine Medaille hinter dem Sieger Frankreich.
Es gibt aber nicht nur die Spieler. Ein junger Schuster aus Bangkok hatte eines Tages einen ausländischen Kunden, dessen defekten Fußball er reparieren sollte. Was ihm so gut gelang, dass er beschloss, selbst Fußbälle zu produzieren.
Die Fußbälle verkauften sich gut, und der Firmengründer weitete die Produktion auf andere Bälle aus. So entstand 1952 die Football Thai Factory, kurz FBT. Seit den frühen 60-ern bietet FBT auch Boule-Kugeln unter der Marke „La Franc“ an, sie wurden 1962 von der FFPJP für Petanque-Turniere zugelassen. Heute produziert FBT auch Boule-Kugeln für die französische Sportkette Decathlon unter der Marke „Geologic“.
Kurz: Thailand verfügt über die kritische Masse, um im Petanque noch länger ganz oben mitzumischen.