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Wo alles begann: La Ciotat

Für Pétanque-Spielende hat das südfranzösische Hafen-Städtchen La Ciotat einen magischen Klang: Etwa 20 km östlich von Marseille gelegen, entstand hier 1910 das heutige Pétanque, die Abwandlung eines uralten Kugelspiels.

Beim traditionellen Jeu Provençal nimmt man drei Schritte Anlauf und wirft aus der Bewegung auf 16 m bis 25 m. Das ist körperlich anspruchsvoll und setzt eine gute Mobilität voraus. 

Die Wende kam 1910: Jules Le Noir, ein langjähriger  und begeisterter Spieler, litt an Rheuma und brauchte einen Rollstuhl. Sein Freund und Café-Besitzer Ernest Pitiot hatte die zündende Idee: „Lasst uns ein Spiel erfinden, bei dem man aus dem Stand spielt, also ohne Anlauf!“

Einfach, aber ein Volltreffer!

Ernest zeichnete einen Kreis auf den Boden, aus dem heraus geworfen wurde. Statt Anlauf zu nehmen, standen die Spieler mit beiden Füßen im Kreis. Die provencalische Redewendung „pè tanca“ bedeutet so viel wie „die Füße berühren Boden“, daraus entstand der Name Pétanque.

Das heutige „Boulodrome Jules Le Noir“ an der „Avenue de la Pétanque“ gilt als Wiege des Petanque. Der Boule-Platz liegt jedoch nicht in der Ortsmitte von La Ciotat, das musste Harald Ehm feststellen, Vorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) in Rehau, Hochfranken.

Etwa 900 m nordöstlich vom Alten Hafen („Vieux Port“) in La Ciotat fanden Harald und seine Frau Gabi das Boulodrome mit seinen 2.000 qm, von dem das Klacken der Kugeln schon von weitem zu hören ist. Nur noch eine Bahn ist dem ursprünglichen Jeu Provençal vorbehalten. „Du wirst hier schnell als Deutscher erkannt“, erinnert sich Harald. „Aber es kann schwierig werden, den provencalischen Dialekt zu verstehen.“

An der Wiege des Petanque

Das Boulodrome „La Boule étoilée“ am Café der Brüder Pitiot war bereits 1907 in Betrieb, doch es wurde zu Beginn der 1990er Jahre geschlossen. 1998 gründete Vincent Négro die heutige „Association Jules Le Noir“, um den Ort und die Tradition des Pétanque in La Ciotat neu zu beleben. 

Seitdem hat sich das Boulodrome als Treffpunkt für alle etabliert, täglich ab 14 Uhr und mit dem „Berceau de la Pétanque“ für eine kurze Pause. „In der Bar gibt’s auch eine Vitrine mit ganz alten Boule-Kugeln,“ so Harald Ehm, „die wir hierzulande kaum zu sehen kriegen.“

Auf Initiative seiner DFG wurde im oberfränkischen Rehau ein einladendes Boulodrome am Freibad des Ortes gebaut. In Rehau wird daher mit Begeisterung Petanque gespielt, und Mitglieder der DFG haben schon mehrmals am Hofgartenturnier in München und anderen Turnieren teilgenommen.

Fotos: Harald Ehm, Deutsch-Französische Gesellschaft Rehau

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Boule spielen Petanca

Was spielt ihr hier?

Bei den französischen Kugelspielen versuchen zwei Mannschaften, ihre Kugeln so nahe wie möglich an eine Zielkugel zu werfen. Dabei gibt es mehrere regionale Unterschiede.

Beim Boule Lyonaise haben die Teams einen bis vier Spieler. Das Spielfeld misst 3 x 27,5 m und ist mit Banden und Linien unterteilt. Das Spiel wird bis 13 Punkte oder über einen Zeitraum von 1,5 oder 2 Stunden ausgetragen. 

Das Jeu Provencal wird mit drei Schritten Anlauf gespielt. Das Spielfeld misst 18 x 24 m, das ist etwa doppelt so groß wie beim Pétanque. Der Spieler muss vor seinem Wurf ansagen, ob er schießen oder legen möchte.

Im südfranzösischen La Ciotat schaffte der Boulespieler Jules Le Noir Anfang des 20. Jahrhunders nicht mehr die Anlaufschritte des Jeu Provençal. Ein Freund erfand für ihn ein Spiel mit weniger Entfernung und ohne Anlauf. Er nannte es auf Provencalisch ped tanco“, das bedeutet „Geschlossene Füße“ – und voila, der Siegeszug des Petanque begann. 

Daher ist es falsch, das beliebteste der französischen Kugelspiele als Boule zu bezeichnen, was nur die Vokabel für „Kugel“ ist. Vermutlich haben deutsche Frankreich-Touristen während der 70er Jahre das Wort so aufgeschnappt und bei uns verbreitet. Gemeint was aber Petanque.

 

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